Wer damals aufgewachsen ist, kennt sie noch: die Bonanzaräder. Viele bastelten an ihren Rädern herum, damit sie wie ein Chopper aussahen. Kein Wunder, dass auch die Fahrradindustrie darauf reagierte. Aus den USA und England schwappten die Highriser-Fahrräder nach Deutschland hinüber. Besondere Merkmale des Bonanzarades waren der hochgezogene Geweih-Lenker und der Bananen-Sattel. Auf dem lümmelte und schmiegte sich der Fahrer an die hochgezogene Sattellehne, der Sissi-Bar.
Ebenfalls bike-like war die (imitierte) Federung der Vordergabel. In der Mitte des Doppelrohrrahmes befand sich bei einigen Modellen ein Schalthebel, der viel mehr mit einem Auto als mit einem Kinderrad gemeinsam hatte: die sogenannte Porno-Schaltung! So wurden die meist 8-14-jährigen Bonanzarad-Fahrer schnell zum coolen Rocker oder Hippie.
Natürlich durfte auch der Rückspiegel (oder sogar zwei!), die Raketen-Rückstrahler, die Lenker-Fransen, Drahtseil-Spiralverkleidungen aus Kunststoff in z.B. blau-weiß am Bonanzarad nicht fehlen. Die Überschreitung des Tempo-Limits hatte man mit einem VDO-Tachometer im Blick, wegen seiner Form auch "Käse-Ecke" genannt. Viele hängten sich sogar einen Plüsch-Fuchsschwanz an die hohe Rückenlehne beziehungsweise "Sissi-Bar"!
Viele Eltern fanden das Bonanzarad angeberisch oder unsicher. Es bedurfte großer Überredungskünste des Nachwuchses, damit der Traum vom Bonanzarad wahr wurde. Wurde man dann aber endlich stolzer Chopper-Radbesitzer, dann hieß es: Cruisen! Mitschüler, die sich lustig machten, waren doch nur neidisch!
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Der Name hat übrigens nichts mit den Cowboys aus der Bonanza TV-Serie zu tun. Er wurde von einer Fahrradmarke übernommen und auf die ganze Zweiradgattung übertragen. Nostalgie ist alles: Wer in den 70ern jung war, konnte nach 2000 diverse Wiederauferstehungen erleben. Sogar Volkswagen brachte im Zuge der Retrotrends ein Bonanzarad auf den Markt, wie SPIEGEL online berichtete. Die Retrobikes der 2010er und 20er Jahre sind keine Bonanzaräder. Aber mit ihren geschwungenen Formen erinnern Sie ebenfalls an die Sechziger und Siebziger Jahre des vorherigen Fahrradjahrhunderts!
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