Nicht nur die Optik mit dem Crossschutzblech vorne, dem meist zweifarbigen Tank und dem hochgelegten Auspuff begeisterte viele Biker. Zum Kult wurde vor allem der Sound. XT-Fans lieben das dumpfe Blubbern des einen Zylinders mit 500 Kubikzentimetern (einem halben Liter) Hubraum. Natürlich nicht, ohne von dem charakteristischen starken Vibrieren begleitet zu werden! Das klang doch ganz anders als so manche „Nähmaschine“ mit Vierzylinder-Reihenmotor. Bei denen hatte ein Zylinderchen gerade mal 125, 150 oder 175 ccm Hubraum.
Weiterlesen nach der Anzeige
Entdeckt bei
1978 brachte Yamaha dann eine auch im Design der Straße angepasste Maschine heraus – die SR 500. Sie hatte denselben 27 PS starken Motor sowie eine ebenfalls einmalige Gestaltung: Inspiriert von zum Beispiel britischen Triumph Kultbikes, umwehte die SR schon damals der Hauch eines Retrostars. Mit dem großen runden H4-Scheinwerfer, den Speichenrädern, dem oft rot-schwarzen oder blau-silbernen Design cruisten SR 500-Fans auf Deutschlands Straßen. Bis 1983 wurde der Typ SR 500 2J4 gebaut. Gefolgt von der SR 48 T. Ihr Lenker war etwas weniger breit als der der 2J4. Scheinwerfer und Vorderrad wurden etwas kleiner. Bei der klassischen Sitzbank wurde auf den „Bürzel“, die Erhöhung am Ende, verzichtet.
Zudem machte der Hersteller ein klares Zugeständnis an die Fangemeinde. Die war besonders in Japan, den USA und Deutschland sehr zahlreich. Die SR bekam von nun an nur noch Speichenräder und Trommelbremsen, voll retro! Vor allem die ab Ende der 70er Jahre bis 1983 erhältlichen Gussfelgen hatten die Gemüter vieler SR-Puristen erregt. Zu modern… Die Yamaha SR 500 war für viele Biker kein Motorrad zum Rasen. Mit ihr wurde entspannt in aufrechter Haltung gecruist. Zu viel Motorendämpfung war nicht gefragt: Denn zum Fahrspaß gehörte, dass das Blubbern des 500 ccm-„Eintopfes“ immer zu hören (und zu spüren) war…
Für viele SR 500- und XT 500-Enthusiasten konnte die Optik also gar nicht „retro“ genug sein. Aber manche wiederum bauten besonders ihre SR liebevoll um. Zum Beispiel zum Naked Bike, zur getunten Racing Version oder („ging gar nicht“) mit langer Gabel zum Chopper… Manche Individualisten tauschten sogar den charakteristischen Tank, dessen elegante Form noch durch die Original-Folierung unterstrichen wurde, aus.
Liebevoll gepflegte SRs sind noch heute häufig zu sehen. Gerade die wenig „verbastelten“ Exemplare erzielen heute gute Preise. Der Ersatzteilmarkt lebt. Die im Vergleich zu heutigen Maschinen „einfache“ Technik und Elektrik lässt so manchen Hobbymechaniker zum Werkzeug greifen. Was es nach Kenntnis des Autors nicht gab: einen Elektrostarter.
Das ist bei dem Halbliter-Einzylinder-Trumm von Motor gar nicht so einfach. Manch einer, der in den 60er und 70ern geboren wurde und noch heute eine Yamaha XT 500 oder SR 500 fährt, hat heute „Rücken“. Aber das recht sportliche Antreten des Einzylindermotors lassen er oder sie sich nicht nehmen. Auch, wenn oft zwei bis drei Versuche nötig sind. Wenn mit der richtigen Kolben- und Kickhebelposition begonnen wird, dann gelingt vielen das Starten sogar aus einer kräftigen Kniebewegung heraus. Sie brauchen sich dann nicht mit ihrem vollem Körpergewicht auf dem rechten Fuß auf den Kickhebel zu wuchten…
Wenn du jetzt einfach nur in Erinnerungen schwelgen möchtest – zu beiden Kultmotorrädern ist zahlreiche Literatur erhältlich. Zum Beispiel von Wolf Töns „SR 500 – 20 Jahre Motorrad pur“, erschienen im Art Motor Verlag. Oder Du kaufst Dir gleich eine gut erhaltene Maschine auf Ebay, um Dich noch einmal wie 20 zu fühlen. Und wenn Du Tipps brauchst: Auf einem SR 500- oder XT 500-Treffen triffst Du ganz sicher viele Gleichaltrige und Gleichgesinnte!
Hinweise und Anregungen sind herzlich willkommen: MITMACHEN