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Die Jugend feiern, das Alter zelebrieren,
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Mit dem Limokasten zur Brokdorf-Demo

Noch heute kennen sie auch jüngere Autofahrer, ja, fast jedes Kind: Den Citroën 2CV, in Deutschland auch „Ente“ genannt.

Im Schweizer und südbadischen Raum lautet der Spitzname des Kultauto auch „Döschewo“. Die Ente wurde in ihrer Heimat Frankreich zurecht zum Auto des Jahrhunderts gewählt. Ähnlich wie der VW Käfer, wurde sie über mehr als ein halbes Jahrhundert produziert. Bereits in den 1940er Jahren hatten Ingenieure das ebenso einfache wie praktische Gefährt entwickelt. Die Prototypen hielten sie vor den deutschen Besatzern geheim. Die industrielle Produktion begann 1949.


Zum Kultauto wurde die Ente in den 1960er und 70er Jahren.

Obwohl der 2CV, anders als der Käfer, als eines der ersten Großserienautos Frontantrieb hatte, war die Technik recht einfach. Das ermöglichte nicht nur der ursprünglichen Zielgruppe, zu der Landwirte und Handwerker zählten, am Auto zu basteln. Es sprach auch Studenten mit klammem Budget an. Die Motorisierung der Ente protzte zudem nicht gerade mit Hubraum und Leistung. Das sorgte für moderate Kosten für Versicherung und Steuer.

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Hinzu kamen der günstige Anschaffungspreis des Citroën 2CV und ein weiterer Vorteil

Der entscheidende Grund, warum die Ente bei vielen „Langhaarigen“, bei jungen und alten Individualisten Kult wurde, war wohl die Optik. Wer Ente fuhr, machte sich nichts aus den damals vorherrschenden deutschen (Auto-)Schönheitsidealen – und zeigte dies auch gerne. Ebenfalls deutlich demonstrierten viele Entenfahrer ihre politische Gesinnung: Vermutlich strahlte auf etwa jedem zweiten Entenheck ein „Atomkraft? Nein danke“-Aufkleber. So brachte der Citroën mit seinem Rolldach, im Münsterland auch „Limokasten“ genannt, manch alternative WG zur Anti-Atomkraft-Demo. Zum Beispiel nach Neckarwestheim, Grohnde, Gorleben, Brokdorf oder ins französische Fessenheim.

Nach einem langen Entenleben von über 50 Jahren fertigte Citroën 1990 offiziell die letzte Großserienente

Damit war die Ente viel länger produziert worden als es Kritiker vorausgesagt hatten. Es war ja nicht so, dass sich die Ente nicht technisch weiterentwickelt hätte. Ab 1957 verfügte das Kultauto über Heizung und Lüfter. Die Motorleistung wurde in den ersten 14 Lebensjahren fast verdoppelt (von 9 auf 16 PS). In den 80er Jahren kamen, très chic, zweifarbige Sondereditionen wie die Charleston-Ente in schwarz-burgundrot auf den Markt. Gauloises, die Zigarettenmarke vieler frankophil-intellektueller Bohemians, verloste einen Gauloises-2CV mit Sonderlackierung.

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Dass Entenfans nicht viel auf mehr Komfort und PS gaben, zeigte das Schicksal der Dyane

Die „Edel-Ente“ war zwar besser ausgestattet und stärker motorisiert. Aber die Produktion der Dyane wurde bereits Mitte der 1980er Jahre, also vor dem Aus der eigentlichen Ente, eingestellt. Ironie der Geschichte: Die gesamte Enten-Serienproduktion endete auch, weil das Lieblingsauto vieler Alternativer kaum künftige Abgasnormen erfüllen würde.

Bei vielen Alt-68ern, alternativen oder anderen 2CV-Fans lebt die Ente aber trotzdem weiter

Sie wird liebevoll gepflegt, von Rost befreit, im Retro-Design erhalten oder spektakulär aufgemotzt. Heute existieren noch über fünfzigtausend der Kultgefährte in Deutschland. Selbst Kinder des Digitalzeitalters wissen meistens, dass mit Käfer und Ente auf der Straße keine Insekten oder Wasservögel gemeint sind.

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Veröffentlicht am 16. Februar 2021 von geb.1960-69.

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