Die Manchesterhose - Zeitloser Cord

"Die was...?" fragen jüngere Leser jetzt möglicherweise. "Na, die Mann-Tschester-Hose, die Cordhose, Kind!" würde Oma dann antworten. Cord, Kord oder auf Österreichisch Schnürlsamt, der Stoff mit den samtweichen Längsrippen. Was hat der Begriff Manchesterhose mit der nordenglischen Metropole zu tun, einer Geburtsstätte der Industriellen Revolution? Manchester war im 19. Jahrhundert ein Zentrum der aufblühenden Textilindustrie. Dampfbetriebene mechanische Webstühle ermöglichten die Fertigung von Stoffen in großen Mengen – auch von Cord.

Manchesterhose statt Jeans

Was heute in Norddeutschland noch als männlicher Vorname bekannt ist, war in den 70er Jahren eine weit verbreitete Alternative zum Jeans-Stoff. Nach der Erinnerung des Autors besaß damals jeder Mensch mindestens ein Kleidungsstück aus Cord. Was hat dieser Stoffklassiker doch leider für einen Abstieg hinter sich! Heute wissen höchstens noch Dachdecker oder Zimmerergesellen auf Wanderschaft, dass man (vielleicht außer Unterwäsche) alle Kleidungsstücke aus Cord herstellen kann.

Cord galt damals als kleidsamer, angesehener und bequemer als Jeansstoff

Beispiel gefällig? Mein Konfirmationsanzug bestand aus wunderschönem blauen Feincord! Und ich war nicht der Einzige. Cord war wesentlich vielseitiger als Jeans. Feincord-Stoffe konnten so dünn sein, dass sie für Bluse, Oberhemd, Sommerrock oder -hose getragen wurden. Breitcord wärmte als Hosen- und Jackenstoff im Winter. Der "Konkurrent" Jeansstoff war in den 70ern eigentlich im Sommer zu warm und im Winter zu kalt. Vielleicht überschatteten Jeans die Bedeutung des eher bürgerlichen Cords irgendwann, weil Jeans mit dem Gefühl von Rebellion und der Coolness vieler Jugendkulturen eingehergingen.