Unzählige Abi- und Abschlussfahrten führten damals per Reisebus nach Berlin (oder „Westberlin“, wie es in der DDR hieß). Wer mit dem Zug kam, der von DDR-Grenzern ebenfalls sorgfältig untersucht wurde, stieg meist am „Bahnhof Zoo“ aus. Die damals geteilte Stadt war schon damals für junge Erwachsene ein Sehnsuchtsziel – so wie heute für viele Hipster oder Partytouristen aus aller Welt. Im Westen Berlins tummelten sich nicht nur Aussteiger oder „Bundeswehr-Flüchtlinge“, die der damals geltenden Wehrpflicht entkommen wollten. Auch unzählige Schulabgänger bevölkerten die Stadt, deren Westteil von der Mauer umschlossen wurde.
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Aufregend waren die Kontrollen an der Grenze zwischen „BRD“ und DDR, wenn es auf der Transitstrecke nach Berlin ging. Am Reichstag stand eine Aussichtsplattform. Von der aus konnten Schüler und Lehrer „nach drüben“ blicken. Das Brandenburger Tor, das Wahrzeichen der gesamten Stadt, war damals nur bei einem Blick über die Mauer zu erspähen.
Die Partyszene und alternative Kultur war (unter anderem) in Kreuzberg zuhause. Auf dem Kudamm wurde gebummelt; das KaDeWe war ein Konsumtempel. In der Kultkneipe „Klo“ gab es nicht nur eine Dekoration, die dem Namen gerecht wurde, sondern auch Biere in unzähligen Farben und Geschmacksrichtungen. In Zehlendorf und in Dahlem standen prachtvolle Bürgervillen. Am Wannsee lockten Segelclubs, Windsurfschulen und Biergärten. Die Glienicker Brücke erhielt durch den Austausch von westlichen und östlichen Geheimdienstlern den Beinamen „Bridge of Spies“.
Dazu zählten das Charlottenburger Schloss, der Funkturm, der Zoologische Garten, die Gedächtniskirche am Breitscheidplatz oder das Schöneberger Rathaus. Es hatte in der Nachkriegszeit als Rathaus West-Berlins gedient und wurde durch J.F. Kennedys Rede weltberühmt. Die Prachtstraße Unter den Linden mit dem Berliner Dom und der Humboldt-Uni sowie der Fernsehturm am Alexanderplatz befanden sich aus BRD-Sicht jenseits der Berliner Mauer. Ein Ausflug, oft über den Bahnhof Friedrichsstraße, führte die westdeutschen Schulklassen in die Hauptstadt der ehemaligen DDR.
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Über die Dramen an der Mauer, über misslungene und geglückte Fluchtversuche, informierte damals und heute das Haus am Checkpoint Charlie. Das Gebiet östlich des Tiergarten, rund um den Potsdamer Platz, war vor der Wende eine von der Mauer durchzogene Gegend mit dem kuriosen „Niemandsland“ Lenné-Dreieck: Es war DDR-Gebiet, aber nicht von der Mauer umschlossen und somit von West-Berlin aus zugänglich (die Mauerbauer hatten sich offenbar einfach den dreieckigen Verlauf gespart). Zahlreiche Ausstellungen in Berlin erinnerten und erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus – wie die Gedenkstätte Plötzensee oder das Haus, in dem die berüchtigte Wannseekonferenz stattfand. Auf West-Berliner Gebiet wurde das Kulturforum mit Staatsbibliothek, Philharmonie und weiteren Kunsttempeln zum begehrten Ziel vieler Lehrer mit ihren Schulklassen. Die Dynamik, die Historie und Vielfalt Berlins vor und nach der Wende erfasst Schüler der 1980er noch heute, wenn es heißt: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“
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