Jeden Freitag war Badetag, als wir in den 1970ern Kinder waren. Damit sich das lohnte, mussten die Geschwister nacheinander ins Wannenwasser. So trug Mutti zum Energiesparen bei. Denn die Sparsamkeit hatten sich die Eltern trotz Wirtschaftswunder bewahrt. Dann kam 1973 auch noch die erste Ölkrise mit rapide steigenden Preisen, auch fürs Heizöl. Nun galt es erst recht, jeden Pfennig Energiekosten zu sparen. Und der Umwelt kam es auch zu Gute.
Denn nach den Geschwistern in "gebrauchtes", fast schaumloses Badewasser steigen zu müssen, war nicht so toll. Insbesondere, wenn alle vorher einige Tage im Matsch gespielt hatten... Tägliches Waschen ("auch den Hals und hinter den Ohren!"), ja. Aber jeden Morgen duschen, das kam damals nicht in Frage. Entsprechend bedeutend war der Badetag. Ein besonderes Privileg neben dem Ersteintauchen in die Wanne: Wer darf die Verschlusskappe mit Schaumbad befüllen und sie mit der Öffnung nach oben unter den rauschenden Wasserhahn halten?
Weiterlesen nach der Anzeige
Entdeckt bei
Das Kinderschaumbad war bei uns in der BRD meist von Plantschi ("Plantschi ist prima, Plantschi ist 'ne Wucht. Mit Plantschi macht das Baden Spaß..." Den ganzen Songtext findet Ihr hier. Weniger schaumintensiv als Plantschi & Co., aber ein frühes Wohlfühlprodukt, obwohl das Wort "Wellness" im Deutschen noch nicht bekannt war: der Badezusatz mit Waldduft. Was heute "Zen Pine Balance Bath" oder so heißen würde, nannte sich damals schlicht "Fichtennadel" und roch tatsächlich so. Überhaupt, der Duft: Beim Schnuppern von Badusan oder Schauma Apfel fühlen sich viele sofort in die Kindheit zurückversetzt.
Heute genießt Badusan Kultstatus, bei in der ehemaligen DDR Aufgewachsenen – aber auch bei "Wessis", die es in ihrem Supermarkt entdecken. Kaum hatten Badusan oder Plantschi riesige Schaumberge in der heimischen Badewanne gebildet, haben wir uns erstmal Perücken und Bärte aus Schaum "aufgesetzt".
Zudem testeten wir an jedem Badetag aufs Neue, ob Quietsche-Entchen auf dem Schaumberg bleiben oder gleich wie in einem Wolkenberg hinabsanken. Oder wir ließen kraulende Spieltierchen (siehe auch die singende Schildkröte, die ebenfalls Plantschi heißt) oder propellernde Aufziehboote durch Schaum-Eisberge pflügen.
Wenn Muttern gut gelaunt war und als wir Kids noch kleiner waren, durften wir sogar zusammen in die Wanne. Bevor wir dabei das ganze Badezimmer unter Wasser setzten, wurde eine wichtige Frage geklärt: Wer kann länger unter Wasser Luft anhalten? Mangels Stoppuhr oder Handy tauchten beide oder alle drei Geschwisterkinder gleichzeitig unter. Nase zuhalten, Augen zu, und runter! Wer viele Sekunden später prustend und nach Luft schnappend als Erster auftauchte, hatte verloren.
Wenn Muttern reinkam und es ans Haarewaschen ging. Schauma-Flasche gezückt, Augen fest zugekniffen, wurden die verkletteten Haare gründlich einshampooniert. Unvergessen der Apfelduft von Schauma, wahrscheinlich prägend für spätere Besuche in den Wellness-Tempeln der 90er Jahre... Warum eigentlich nicht mal wieder einfach ab in die Wanne? Billiger als ein Erlebnisbad und besonders für junge Kinder oder Enkel genauso lustig. Die Produkte von damals gibt es sogar fast alle noch. Zudem sind heute viele Badezusätze in Bio-Versionen und frei von Tierversuchen und ohne Mikroplastik erhältlich...
Entdeckt bei
Hinweise und Anregungen sind herzlich willkommen: MITMACHEN