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Der Siegeszug der Tiefkühlpizza begann in den 1970ern

Hartnäckig hält sich das Gerücht „Bielefeld gibt es gar nicht“. Dabei ist die ostwestfälische Metropole Heimat der Firma, die mit der tiefgekühlten Pizza, ab 1970 einen Siegeszug durch deutsche Küchen antrat.

Die Firma Dr. Oetker, bereits 1891 von Dr. August Oetker gegründet, revolutionierte nicht nur das Backen und die Zubereitung von Pudding. Die Bielefelder produzierten als erstes typisch italienische Pizzen für die Tiefkühlangebote deutscher Supermärkte. Sie kamen tiefgefroren ins Gefrierfach oder in den Eisschrank der Verbraucher. Im vorgeheizten Backofen buken die Halbfertigprodukte rund zwanzig Minuten – fertig war die lecker duftende Mahlzeit. Ab 1975 folgten die ersten Tiefkühlpizzen mit Hefeteig.

Die Bielefelder stillten die (kulinarische) Sehnsucht der Deutschen nach „Bella Italia“

Aber das war nicht der einzige Grund für den Erfolg. Die Tiefkühlpizzen wurden auch dem zunehmenden Wunsch gerecht, das Essen möglichst schnell fertig zu haben. Das hing auch damit zusammen, dass in den 1970er Jahren immer häufiger beide Eltern arbeiteten. In den 50er und 60ern musste Mutti oft noch stundenlang am Herd stehen, damit sie mittags und abends etwas Warmes für die Familie auf den Tisch bringen konnte. Das wandelte sich nach 1969 zunehmend. Gründe hierfür waren die fortschreitende Emanzipation, die moderneren Arbeitswelten und der Wunsch nach mehr Freizeit. Auch die wirtschaftlichen Herausforderungen während der Ölkrise spielten eine Rolle.

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Zudem waren internationale Gerichte „in“

Pizza war nicht nur bei allen Wirtschaftswunder-Familien beliebt, die mit VW Käfer, Kind und Kegel in den Italienurlaub düsten. Auch auf Partys in mancher Studenten-WG und in der ersten eigenen Wohnung wurden Tiefkühlpizzen fester Bestandteil des Speiseplans. Die lecker belegten Teigfladen waren zwar nicht gerade kalorienarm. Aber Pizzen waren ein anders schmeckender Gegenpol zur gutbürgerlichen deutschen Küche.

In vielen Familien war Vati nicht länger der Alleinverdiener

Auch viele Mütter wollten oder mussten arbeiten gehen. Gleichwohl blieben die Aufgaben „Kinder und Küche“ leider zum großen Teil Frauensache. Mit tiefgekühlten oder konservierten Fertig- und Halbfertiggerichten konnten Mütter etwas Zeit sparen, um den Spagat zwischen Beruf und Familie zu meistern.


Pizza für Millionen – sie schmeckte einfach fast jedem

Auch der Nachwuchs, der sich nicht für einen deutschen Braten mit Blumenkohl begeistern konnte, machte sich begeistert über ein Stück Pizza her. Nicht nur die Zubereitung war einfach und schnell, sondern auch der Genuss: Viele Familien zerteilten die Pizzen mit Messer oder Pizzaroller, um sie dann genüsslich mit der Hand zu essen.

Kein Wunder, dass Dr. Oetker der ersten Tiefkühlpizza viele weitere Kreationen folgen ließ

Die erste war keine Pizza Margarita oder Pizza Salami, sondern eine Dr. Oetker Pizza alla Romana: „Belegt mit echt italienischem Mozzarella-Käse, Mortadella, Tomaten und Paprika“. Heute arbeiten alleine für Dr. Oetker über 2.200 Mitarbeiter in der Pizzaindustrie. In den deutschen Dr. Oetker Pizzawerken produzieren sie weit über eine Million Pizzen. Nicht pro Jahr oder pro Monat, sondern pro Tag!

Bella Italia in Mecklenburg und in der Pfalz – die Pizzawerke von Dr. Oetker

Von den beiden Dr. Oetker Pizza-Standorten gehen die Tiefkühlspezialitäten in zahlreiche deutsche Geschäfte und auf internationale Märkte. Dem ersten Pizzawerk in Wittlich nah der Mosel folgte in den 1990ern die Pizzaproduktion im mecklenburgischen Wittenburg. Der Boden war im wahrsten Sinne des Wortes bereitet. Das galt nicht nur für den Teigboden, der beim Backen zur knusprigen Grundlage für Käse, Salami, Tomaten, Prosciutto & Co. aufgeht. Dr. Oetker schuf mit den modernen Produktionsanlagen auch die Grundlage dafür, dass die Liebe zur Pizza anhält. So hält auch der Erfolg an – von Dr. Oetker, anderen Pizzabäckern, italienischen Ristorantes und den seit den 90ern boomenden Pizza-Services.

Veröffentlicht am 05. Juli 2020 von geb.1960-69.

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