Zudem hatten die PKWs damals noch keinen Katalysator. E-Autos gab es, wenn überhaupt, meist nur als per Kabel ferngesteuerte Modelle im Kinderzimmer.
Zu Verwandten oder in den Urlaub? Vielleicht auch mit dem Autoreisezug. Der rollte 15-20 Stunden lang in die Alpen oder nach Frankreich – mit Liegewagenabteil für die Familie und aufregender Verladung des elterlichen Autos. Ok, kurzzeitig aufregend waren Fernzugfahrten schon. Aber nach stundenlangem Rausgucken, Comic lesen oder Stadt-Land-Fluss-Spielen wurde es Steppkes in den 70er Jahren irgendwann langweilig. Es gab im Bordbistro noch kein Malbuch und keine „Der kleine ICE“-Figur für Kids – und natürlich kein WLAN. Walkman und Kinderabteil waren noch nicht erfunden.
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Viele Züge innerhalb der BRD fuhren damals schon über 200 km/h. Sie wurden zum Beispiel von einer rot-beige glänzenden E-Lok der Baureihe 103. Oder von dieselelektrischen Lokomotiven auf den vielerorts noch nicht elektrifizierten Strecken. Aber in zwei Stunden die knapp 300 Kilometer von Berlin nach Hamburg rasen? Das war vor Wende und Wiedervereinigung undenkbar. Die Kontrollen an der innerdeutschen Grenze verzögerten die Fahrt auf rund vier Stunden.
Das war beim Bahnfahren im alten Jahrtausend unmöglich. Die neue ICE-Trasse entlang der Autobahn durch den Westerwald gab es noch nicht. Wer von der Main- in die Rheinmetropole wollte, zuckelte stattdessen gemütlich durchs kurvige Mittelrheintal. Langsam, aber touristisch interessant… Wir Jungen wetteten, ob wir die Loreley vom Zugfenster aus auf ihrem Felsen sitzen sehen konnten.
Diese Bahnproblematik heutiger Zeit kannten wir damals, in den 1960ern und 70ern, kaum. Denn die Waggons der D-Züge und Intercity hatten noch Fenster. Die konnten wir während der sommerlich heißen Fahrt öffnen. Schilder wiesen darauf hin, dass sich Bahnreisende während der Fahrt „Nicht hinauslehnen!“ durften. Hinausgelehnt wurde sich, sobald der Zug im Bahnhof stand. Das Verabschieden von den lieben Verwandten, die auf dem Bahnsteig standen, war so romantisch! Wenn der Pfiff des Bahnbeamten ertönte, zückte Opa sein riesiges (Stoff-)Taschentuch, um Kindern und Enkeln hinterherzuwinken.
Diese weiß glitzernden Eiskristalle gab es damals noch in größeren Mengen! Trotzdem verkündete die Bahnwerbung seit Mitte der 60er Jahre stolz: „Alle reden vom Wetter, wir nicht“. Heute kann schon ein kleiner Wintereinbruch zu großen Behinderungen führen. Damals konnte die Bahn punkten – mit ihrer Überlegenheit gegenüber den winterlichen Autostaus auf der Straße. Lediglich in einem Jahrhundertwinter wie 1978/1979 (mit heute unfassbaren Schneehöhen von über zwei Metern im Flachland) blieben viele Züge stehen.
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Viele Kinder späterer Generationen kennen eine Dampflok, wenn überhaupt, nur aus „Jim Knopf“. Gleichwohl können sie sich noch heute für schnaubende Dampflokomotiven begeistern. Mit ihren Eltern oder Großeltern nehmen sie begeistert in Museumsbahnen Platz, wie dem Rasenden Roland auf Rügen oder der Harzer Schmalspurbahn. Deren Dampflok bringt die Fahrgäste in bunten Waggons hinauf auf den Brocken.
Viele Schmalspurbahnen der ehemaligen DDR wurden bis in die 1980er Jahre regulär mit Dampf betrieben. Einige schnauben heute noch. Im Liniendienst der ehemaligen DDR-Staatsbahn (die kurioserweise noch Deutsche Reichsbahn hieß) fand 1988 von Halberstadt aus die letzte Fahrt mit Kohlenqualm statt. In der alten BRD schnaufte 1977 ein Dampfross das letzte Mal im regulären Dienst der DB durchs Ruhrgebiet. Danach wechselte die Lok als Museumsstück nach Rheine.
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Sogar Nostalgiefahrten mit Dampfzügen wurden danach für einige Jahre verboten – aus Brandschutzgründen. Zur Freude vieler westdeutscher Eisenbahnromantiker und Hobbyheizer durften die qualmenden Stahlkolosse bald wieder losstampfen. Ab Mitte der 80er Jahre nahmen sich engagierte Bahn-Pensionäre und Dampflokfans diverser Strecken an. Sie restaurierten Loks und Waggons. Heute schnaufen die Schornsteine fast bundesweit. Sonder- und Linienfahrten sowie Dampflokfestivals ziehen die Gäste an. Wenn ein Traditionszug über einen historischen Bahnviadukt dampft, beispielsweise in Altenbeken bei Paderborn, stehen meist dutzende Hobbyfotografen bereit.
Heute fahren fast alle Fernzüge elektrisch. Sogar die (leider ebenfalls nur begrenzt umweltfreundlichen) Dieselloks haben, zumindest im Fernverkehr, schon einen Nostalgiefaktor… Und der ICE? Natürlich fährt er elektrisch und wird oft sogar mit Ökostrom gespeist. Aber es gibt tatsächlich auch eine verkürzte Diesel-Version des modernen Triebwagenzugs. Sie verkehrt auf der nur teilelektrifizierten Strecke von Hamburg nach Kopenhagen. Über Lübeck geht es nach Fehmarn, wo der dieselelektrische ICE auf die Fähre fährt. Ein Erlebnis für kleine und große Eisenbahnfans, fast so spannend wie Nostalgie-Bahntreffen!
Musterbeispiel ist der meist weinrot lackierte „Uerdinger Schienenbus“. Die Triebwagen dieselten von 1950 bis kurz vor die Jahrtausendwende auf Nebenlinien durch viele westdeutsche Bundesländer. Er brachte Generationen von Werktätigen, Schülern und Studierenden vom Land in die nächstgrößere Stadt und wieder zurück.
Hinweise und Anregungen sind herzlich willkommen: MITMACHEN