Aber vielen fehlte das Geld für eine klassische Urlaubsreise. Aber auch mal eben für umgerechnet 50 EUR auf Citytrip gehen, war auch noch nicht möglich. Insbesondere individuelle Flugreisen waren kaum erschwinglich.
Damals klebten sie an fast jedem Laternenmast, die kleinen farbigen Zettel mit der Werbung der Tourenanbieter. Die Mini-Werbeplakate sahen so aus, als wenn sie am heimischen PC entworfen wurden, um sie dann durch den Schwarzweiß-Kopierer zu jagen. Die Optik entsprach dem Reisepreis. Die Preise galten damals als fast unschlagbar. Für 69,- D-Mark nach Paris oder Amsterdam? Für 199,- DM eine Woche Party am Strand der Costa Brava, in Lloret de Mar? Oder für 222 Mark zehn Tage auf Elba campen, inklusive Busanreise und Fähranfahrt? Wer so wenig bezahlte, dem machten tage- und nächtelange Bustouren nichts aus. Die Party ging oft schon in dem Reisebus los. Schließlich waren viele junge Leute an Bord.
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Das war aber meist nicht schlimm. Schließlich sollte es billig sein! Zudem feierten die Reisenden häufig eh die Nacht durch. Insbesondere bei den Städtetrips mussten Schüler, Studis und Azubis aber aufpassen, dass das klamme Urlaubsportemonnaie nicht überstrapaziert wurde. Denn neben Party und Shopping lockten auch Busausflüge vor Ort. Die verkauften die meist ebenfalls jungen Reiseleiter häufig zusätzlich. Rainbow Tours zählte zu den führenden Anbietern. Die linksalternative Jugend war gerne mit „ABeR“ unterwegs. Das Kürzel steht für Alternativ Bus Reisen. Ab den frühen 1990ern schickten die kreativen Hamburger sogar einen Reisebus im Hundertwasser-Design auf Tour. Während Rainbow Tours in der damaligen Form nicht mehr am Markt ist, ist ABeR noch unterwegs – zum Beispiel mit modernen Sleeplinern.
Flixbus und weitere Anbieter haben den Markt seit dem Fall des „Bahnmonopols“ 2013 um individuelle Fernbuslinien erweitert. Wenn die Kinder der 1960-69 Geborenen im neuen Jahrtausend auf Europatour gehen – dann sind Fernbusse und Bahnen günstige und klimaschonende Alternativen zum Billigflieger. Bei ABeR beziehungsweise EuroLines, Flixbus und anderen Anbietern von Gruppen- oder Individualfahrten wurden nicht nur junge Leute gesichtet. Auch Familien, Geschäftsreisende oder leicht angegraute Busreise-Nostalgiker fühlen sich in den klimatisierten Reisebussen wohl. Heute gehört WLAN fürs Smartphone zum Standard. In den 1980er Jahren war das anders. Zum Zeitvertreib oder als Einschlafhilfe diente der Sony Walkman.
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